Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi by Kruse Tatjana

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi by Kruse Tatjana

Autor:Kruse, Tatjana [Kruse, Tatjana]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Haymon Verlag
veröffentlicht: 2014-02-27T23:00:00+00:00


„Denken Sie darüber nach“, sagte Esterhuysen, bevor sich ihre Wege trennten, „aber denken Sie schnell, mein Angebot hat ein Verfallsdatum.“

Sie standen auf dem Seefelder Dorfplatz. Es nieselte, darum waren die Bänke leer. Die Blumen in den Beeten schauten geknickt aus. Wer draußen unterwegs sein musste, ging schnell und mit gesenktem Kopf.

Alfie kratzte sich an der Stirn und merkte zu spät, dass er sich an der vorhin aufgeplatzten Beule kratzte, die daraufhin wieder zu bluten begann.

Esterhuysen lächelte ihn an. Wieso nur kam ihm dieses Lächeln pythonartig vor, so, als ob er gleich am Stück verschlungen werden sollte?

„Bis wann brauchen Sie meine Antwort?“

Esterhuysen lachte auf. Seiner eleganten Erscheinung konnte der Nieselregen nichts anhaben, es war, als machten die Tropfen bewusst einen Bogen um die schulterlangen Haare und den teuren Kaschmirmantel.

Alfie war dagegen bereits gründlich durchnässt. Ein Look, der ihn noch jünger und noch inkompetenter erscheinen ließ.

„Sie haben doch wohl die Summe nicht schon vergessen mein Junge, oder? Eine solche Summe zeugt natürlich von einer gewissen Dringlichkeit.“

Wirklich merkwürdig, das Lächeln seiner Mundwinkel war in den Augen so gar nicht wiederzufinden. Die blickten kalt, leblos, als ob dahinter niemand wohnte.

„Bis morgen also?“, fragte Alfie. Das würde eine grübelintensive Nacht werden.

„Bis morgen?“ Esterhuysen lachte bellend. „Das verstehen Sie unter Dringlichkeit? Nein, mein Junge.“ Er hob den Arm und sah auf sein sündhaft teures Chronometer. Es war eine Patek Philippe Sky Moon in der Platinversion, Wert 700.000 Euro – aber das wusste Alfie nicht. „In zehn ... neun ... acht ...“

Alfie glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. „Wie? Jetzt sofort?“

„... sieben ... sechs ... fünf ...“

„Aber ...“

„... vier ... drei ... zwei ... eins. Nun?“

Alfie starrte Esterhuysen mit offenem Mund an. „Das können Sie doch nicht ernst meinen? Ich muss erst ...“

„Unsinn!“, unterbrach Esterhuysen. „Große Geister müssen gar nichts! Was wollen Sie tun? Sich mit jemandem beraten? Ein anderer soll die Entscheidung über Ihr Lebensglück mitfällen? Wenn es in die Hose geht, teilt dieser andere dann auch Ihr Unglück mit Ihnen? Wohl kaum. Hören Sie, das ist Ihre Chance auf Freiheit, auf die Erfüllung all Ihrer Wünsche! Was gibt es da noch zu überlegen?“

Esterhuysen sprach mit nachgerade hypnotischer Stimme. Der Müllmann, der gerade den Mülleimer an der Ecke entleeren wollte, blieb stehen, lauschte und nickte. Er hätte sofort eingeschlagen und Esterhuysen sogar seine Seele verkauft. Und dabei wusste er noch nicht einmal, um was für eine phantastisch hohe Summe es ging.

„Wenn eine unwiederbringliche Gelegenheit an die Tür klopft, dann wägt man nicht erst lange das Für und Wider ab. Man sagt ‚ja‘ zu seinem Schicksal und nimmt es freudig an. Gänswein, Sie sind zu Größerem berufen. Kneifen Sie jetzt nicht! Sie sind Ihrer Vergangenheit nicht hilflos ausgeliefert, wie Sie ja auch nicht einem Album mit alten Fotos ausgeliefert sind. Schießen Sie neue Fotos! Jede Menge davon! Ändern Sie Ihr Leben!“

„Aber ...“, wollte Alfie einwenden.

„Was sind Sie? Der Geist, der stets verneint? Sie glauben, Sie können nicht aus Ihrer Haut? Falsch! Nichts ist Fakt und Gesetz für echte Kerle. Echte Kerle schaffen ihre eigenen Fakten, schreiben ihre eigenen Gesetze!“

„Ja!“, rief der Müllmann aus voller Kehle.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.